Foto: Riccardo Gallini
100 Jahre Fellini: Rimini und das italienische Filmgenie
Im Januar 2020 wäre der italienische Regisseur Federico Fellini 100 Jahre alt geworden. Seine Geburtsstadt Rimini hat ihm aus diesem Anlass eine Ausstellung im Castel Sismondo gewidmet, das anschließend dauerhaft zum „Fellini Museum Rimini“ wird. Federico Fellini war über 50 Jahre als Drehbuchautor, Regisseur und Filmemacher tätig und wurde im Laufe seiner Karriere mit insgesamt fünf Oscars ausgezeichnet. In seinen Anfängen in den 1940er Jahren in Rom arbeitete er u. a. mit Roberto Rossellini zusammen – „Rom, offene Stadt“ von 1945 ist sicherlich der bekannteste Film aus dieser gemeinsamen Zeit. International bekannt wurde er mit „La Strada“, der 1954 bei den Filmfestspielen in Venedig lief. Die tragische Geschichte von Zampanò und Gelsomina mit Anthony Quinn und Fellinis Ehefrau Giulietta Masina in den Hauptrollen war der erste Film, der 1957 einen Oscar in der Kategorie „Bester fremdsprachiger Film“ gewann; 1958 folgte in derselben Kategorie gleich der zweite Oscar für Fellinis „Die Nächte der Cabiria“.
La Dolce Vita – Rom und Rimini
Weltberühmt machte ihn allerdings sein Film „La dolce vita“ mit Anita Ekberg und Marcello Mastroianni in den Hauptrollen. Die Szene mit Anita Ekberg im Trevibrunnen gehört zweifellos zu den bekanntesten Filmszenen aller Zeiten und Fellini hat mit diesem Film das Image Italiens als das Land des Dolce Vita für immer geprägt.
Fun Fact: Für die Dreharbeiten ließ er die Via Veneto in seinem Studio 5 in Cinecitta vollständig nachbauen und zwar ohne Steigung. Kameras und Filmausrüstung waren seinerzeit noch sehr schwer und niemand hatte Lust, alles bergauf zu schieben.
Die Welt des Kino war für Fellini immer wieder ein Thema, mit dem er sich intensiv beschäftigte; mit Filmen wie „Amarcord“ (eine Wortverschmelzung von „a m’arcord“, was im Dialekt seiner Heimat „Io mi ricordo/Ich erinnere mich“ bedeutet) setzte er seiner Heimatstadt Rimini und dem sommerlichen Freiluftkino seiner Kindheit ein filmisches Denkmal.
Rom und Rimini waren von Anfang an die beiden Fixpunkte in seinem Leben: seine Mutter war gebürtige Römerin, sein Vater stammte aus Rimini. Kindheit und Jugend verbrachte er in Rimini, sein gesamtes Erwachsenenleben hingegen in Rom. Und alle seine Filme spielen – mit wenigen Ausnahmen – entweder in Rimini oder in Rom. Auf dem Filmgelände in Cinecittà schuf er im berühmten Teatro 5 eine ganz eigene Welt mit Kulissen, von denen einige real oder virtuell in der Ausstellung zu sehen sein werden.
Nulla si sa, tutto si immagina
Dieses Zitat ist typisch für Fellini „Man weiß nichts, man denkt sich alles aus.“ Seine Fantasie war grenzenlos, immer aufs Neue überraschend und bildgewaltig. Cineasten schätzen insbesondere seine Filme aus den 1960er und 1970er Jahren, die – typisch fellinianisch – voller traumartiger Szenen und oftmals schwer zu deuten sind. Der Regisseur war bekannt für seine skurrilen Charaktere – man denke nur an Zampanò in „La Strada“ oder die Figuren in „Fellinis Satyricon“ –, seine Traumwelten und den unglaublichen Bilderreichtum seiner Filme. Sie waren wunderbar poetisch und gaben der Vorstellungswelt des Zuschauers weit über den Kinoabend hinaus viel Raum. Kurz vor seinem Tod im Jahr 1993 erhielt Fellini einen Ehren-Oscar für sein herausragendes Lebenswerk, das mehr als 30 Filme umfasst.
Museo Fellini im Castel Sismondo
Fellinis Gesamtwerk ist seit Dezember 2020 im neu entstandenen Museo Fellini dauerhaft zu sehen. Mitten in der Altstadt von Rimini im Castel Sismondo – einer Burg aus dem 15. Jahrhundert – werden in einer multimedialen Ausstellung Erinnerungsstücke, Filmszenen, Fotografien u. v. m. gezeigt.
Darüber hinaus erstrahlt das legendäre Cinema Fulgor, wo Fellini als Kind seine ersten Filme sah, in neuem Glanz. Das historische Kino im Palazzo Valloni wurde eigens für das Fellini-Jahr restauriert. Als Verbindung zwischen diesen beiden Orten dient das dritte Element: die „Piazza dei Sogni“. Ein städtisches Gesamtkunstwerk, das die Originalität dieses Großmeisters des italienischen Films gebührend würdigt.
Tatjana Heckmann
Übersetzerin für Englisch und Italienisch
Ich bin Fachübersetzerin und beschäftige mich beruflich hauptsächlich mit Texten im Bereich Maschinen- und Anlagenbau. Des Weiteren fertige ich als beeidigte Übersetzerin beglaubigte Übersetzungen von Urkunden und Verträgen an.
In der Rubrik et cetera schreibe ich über Themen aus meinem Berufsalltag und über alles, was mich an Sprache und Kultur darüber hinaus interessiert.